Liebe Leserinnen und Leser,
der Weltwärtstag, auf den ich mich schon lange gefreut hatte, fand vor
zwei Wochen in Quito statt. Wir bekamen den Freitag frei, da die
Veranstaltung schon am Freitag anfing. Wir wurden in einem Seminarhaus
untergebracht, bekamen dort Verpflegung und auch das Programm fand
größtenteils innerhalb dieser Einrichtung statt. Der Weltwärtstag ist
eine Veranstaltung von weltwärts, bei der sich alle Freiwilligen
treffen, die mit der Weltwärtsförderung ihren Freiwilligendienst in
Ecuador machen. Die Weltwärtsförderung ist ein finanzieller Zuschuss vom
Staat, da das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) der Träger des entwicklungspolitischen
Freiwilligendienstes weltwärts ist.
So waren wir dann insgesamt knapp über 150 deutsche Freiwillige. Das Treffen bot die Möglichkeit, sich mit den
anderen Freiwilligen auszutauschen, bot aber auch viele informelle
Programmpunkte. Es wurden Workshops zu den Themen
Wasserverbrauch, Ökologischer
Anbau, Verschmutzung durch Erdölförderung, Müll, Deutsch-
Ecuadorianische Beziehungen, Berge und Gastronomie angeboten, wobei ich
die letzten drei ausgewählt hatte.
Zudem gab es einen Vortrag vom deutschen Vize-Botschafter Ecuadors und
weitere Vorträge über Gesundheit und Hygiene, Erdbeben und die
politische Geschichte Ecuadors.
Am Freitag Abend wurden wir in die deutsche Schule eingeladen. Der
Schulleiter informierte uns über die Hintergründe der Schule und später
gab es noch eine Theater und Tanzaufführung für uns im Theatersaal der
Schule. An der deutschen Schule können die Schüler das deutsche Abitur
machen, da sich der Unterrichtsstoff am badenwürttembergischen Lehrplan
orientiert.
Zum Abschluss des Weltwärtstreffens gab es am Freitag nachmittag im
Garten ein Ritual, das von drei Ecuadorianern praktiziert wurde. Wir
sollten uns in Kreisen um ein
Feuer setzen, neben dem eine Art Altar aus Blumen und Lebensmittel
aufgebaut war. Rund 1 1/2 Stunden sangen und rauchten die drei Männer
aus
einer Pfeife und warfen die Gaben ins Feuer um so Ihren Dank an Mutter
Erde auszusprechen.
 |
Empanada - selbstgemacht beim Workshop Gastronomia |
 |
Freiwillige vom IB am Weltwärtstag |
 |
Esther, Theresa und ich nach einem Vortrag |
 |
Ritual zum Dank an Mutter Erde |
Da wir das restliche Wochenende nutzen wollten, verbrachten wir
Freiwilligen vom IB und ein paar andere Freiwillige noch eine Nacht in einem Hostel
in Quito. Am Sonntag erkundeten wir die Altstadt und bestiegen die Basilika.
 |
Theresa und ich auf der Basilika in Quito |
 |
Steiler Aufstieg... |
 |
Ich, Joni und Theresa auf der Basilika in Quito |
In der Schule lief in der letzten Zeit alles wie gewohnt. Ich machte mit
den Kindern Guacamole, brachte ihnen bei, Kleidung zusammenzulegen und
aufzuhängen und übte mit ihnen, das Bett zu machen.
Letzten Samstag war der Día de la discapacidad (Tag der Behinderung),
weshalb Mittwoch bis Freitag kaum Unterricht stattfand. Stattdessen gab
es am Mittwoch einen Malwettbewerb, bei dem alle Schülerinnen und
Schüler der Schule teilnahmen. Der
Wettbewerb fand im Freien statt, sodass die ganze Schule draußen war und
malte.
Am
Donnerstag führten die Lehrer den Kindern das Theaterstück 'Cinderella'
vor. Außerdem kam die Polizei und führte ein Puppentheater auf, indem
den Kindern spielerisch nahegebracht wurde, dass sie nicht mit fremden
Leuten mitgehen sollen. Die Kinder waren von den Aufführungen
begeistert. Am Freitag früh wurde
die Schule ins Kino eingeladen. Alle bekamen gratis Eintritt, was
ich toll finde, denn so hatten auch die Schüler, die sich so etwas
normalerweise
nicht leisten können, die Gelegenheit einmal ins Kino gehen. Kino ist
hier nämlich
genauso teuer wie in Deutschland (also verhältnismäßig sehr teuer).
 |
Theater Cinderella |
 |
Theater Cinderella |
Über das Wochenende fuhr ich mit Isa und Joni (ein Freiwilliger in
Ecuador und Freund aus Deutschland) nach Mindo, einem im Nebelwald,
nordwestlich von Quito gelegenen Ort mit ca. 2000 Einwohnern. Wir
machten eine Wanderung zu verschiedenen Wasserfällen, was
wunderschön und beeindruckend war, da wir uns wie im Dschungel fühlten.
Am Anfang ging es
mit einer Seilbahn über eine ~170 Meter tiefe Schlucht. Von hier aus
war die Aussicht atemberaubend: Im dichten Nebel tropischer Wald, soweit
das Auge reicht. Am Nachmittag gönnten wir uns Brownies und eine heiße
Schokolade in einer lokalen Chocolaterie. Das Highlight des Wochenendes
war das Frühstück am nächsten morgen, es gab nämlich
deutsches Schwarzbrot mit richtigem Käse, was hier beides eine
Seltenheit ist.
 |
Mit der Seilbahn über den Nebelwald von Mindo |
 |
Nebelwald von Mindo |
 |
Nebelwald von Mindo |
 |
Nebelwald von Mindo |
 |
Wasserfall im Nebelwald von Mindo |
 |
Fluss in Mindo |
 |
Ich, Joni und Isa vor einem der Wasserfälle |
 |
Nebelwald von Mindo |
 |
Einer der Wasserfälle in Mindo |
 |
Nebelwald von Mindo |
 |
Isa und Joni während der Wanderung |
 |
Isa und ich im Nebelwald von Mindo |
Vor einer Woche fand in Ambato ein Treffen der Gasteltern aller Freiwilligen des IBs aus Ambato und Riobamba statt, an dem auch die Leiter der Einsatzstelle teilnahmen, die Freiwilligen selbst jedoch nicht. Organisiert wurde das Treffen von unseren Mentoren und diente dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Austausch jeweiliger Erfahrungen. Ein Schwerpunkt lag auf dem Thema Kommunikation, da dies eine wichtige Grundlage für die Beziehung zwischen dem Freiwilligen und der Gastfamilie bzw. den Leitern der Einsatzstelle darstellt. Ein weiteres solches Treffen soll im Sommer stattfinden, um Veränderungen zu besprechen und auszuwerten.
Meinen Gasteltern hat das Treffen aufjedenfall gut gefallen.
Schon seit fast vier Monaten wohne ich nun schon in meiner Gastfamilie und ich bin sehr froh über meine gute Beziehung zu ihnen. Ich habe nach wie vor große Freiräume (was nicht in jeder Gastfamilie gegeben ist) und meine Gasteltern interessieren sich auch immer sehr für das, was ich ihnen erzähle. Auch in letzter Zeit, wo ich oft krank war, kümmerte sich meine Gastmutter immer sehr lieb um mich.
Mein Spanisch ist eigenen Einschätzungen nach nun wirklich besser geworden. Durch aktives lernen von Grammatik merke ich meine Fortschritte am schnellsten, allerdings fehlt mir dazu manchmal auch die Motivation. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr auf mein Wörterbuch angewiesen und kann sogar ein paar Wörter auf Quichua (die meistgesprochene Sprache der indigenen Völker in Ecuador).
In diesem Sinne, hasta luego!