Eine Reise nach Kolumbien und die Osterzeit in Ecuador


Liebe Leserinnen und Leser,

seit ich das letzte mal etwas von mir habe hören lassen, ist einiges passiert. Ich konnte mir zwei Wochen Urlaub nehmen und nutzte diese, um mit meinem Freund Sebi, der aus Deutschland zu Besuch kam, durch Kolumbien zu reisen. Wir starteten in der wunderschönen Stadt Cartagena, machten einen Ausflug zur Isla Grande und fuhren die Karibikküste entlang weiter nach Santa Marta. Von dort aus machten wir einen Ausflug in den Nationalpark Tayrona und besuchten anschließend das kleine Fischerdorf Taganga. Danach ging es nach Minca, einem Dorf in den Bergen, etwas weiter im Landesinneren. Von einem Ort mitten in der wunderschönen Natur ging es dann mit dem Flugzeug in die Großstadt Medellin. Wir reisten weiter nach Salento, wanderten zur Valle de Cocora und fuhren dann über Popayán und Pasto zurück nach Ecuador. Zwei Wochen waren für die Reise sehr kurz. Zwar haben wir einiges gesehen, jedoch hätten wir an jedem der Orte gerne etwas mehr Zeit verbracht. Im Vergleich zu Ecuador ist Kolumbien landschaftlich und bezüglich des Städtebaus grundsätzlich recht ähnlich. Trotzdem haben wir Landschaftsbilder gesehen, die ganz anders waren als die in Ecuador und Medellin wirkte auch sehr anders als die Großstädte in Ecuador. Die Leute an der Küste in Kolumbien kamen mir sehr viel kontaktfreudiger vor, als hier in Ecuador. Das liegt aber vermutlich daran, dass ich in den Anden wohne, wo ein Großteil der Menschen etwas reservierter ist, das sagen auch die Ecuadorianer selbst. Kolumbien ist auf alle Fälle eine Reise Wert! Wer mehr über die Reise erfahren möchte, darf mir gerne Bescheid geben :)

Das historische Zentrum von Cartagena

Das historische Zentrum von Cartagena

Das historische Zentrum von Cartagena


Karibikstrand auf der Isla Grande

Karibikstrand auf der Isla Grande

Zwischenstopp am überfüllten Strand Playa blanca

Palmenwald im Parque Nacional Tayrona
Parque Nacional Tayrona

Taganga


Minca

Minca

Minca
Salento

Salento

ein Tässchen Kaffee auf einer Kaffeefarm in Salento

Salento

Valle de Cocora
Valle de Cocora


Während ich wieder anfing zu arbeiten, blieb Sebi noch zwei Wochen in Ambato. Meine Gasteltern freuten sich über seinen Besuch und nahmen in herzlich bei uns Zuhause auf.
Am Wochenende fuhren wir nach Cuenca und gingen von dort aus in den Nationalpark El Cajas. Eine ganz außergwöhnliche aber sehr beeindruckende Landschaft erwartete uns hier während der Wanderung.
Parque Nacional El Cajas

Parque Nacional El Cajas


Während dieser Zeit fand in Ecuador die Stichwahl zwischen den Präsidentschaftskandidaten Lenín Moreno und Guillermo Lasso statt. Lenín gewann die Wahl mit einer knappen Mehrheit. Seither bekomme ich öfter mit, wie in Ambato Demonstationen stattfinden, selbst direkt vor unserem Haus zog schon eine demonstriederende Menschenmenge vorbei. Sie werfen Lenín Manipulation der Wahl vor und forderten eine Neuauszählung der Stimmen, die aber mit einem positiven Ergebnis für Lenín ausfiel. Ich habe das Gefühl, das Land ist politisch sehr gespalten. Ich habe schon mit einigen Leuten darüber geredet und auch hier waren die Meinungen sehr gespalten. Anhänger Lassos haben z.B. Angst, dass Ecuador unter der Präsidenschaft Morenos so endet wie Venezuela.
Lenín folgt nun einer elfjährigen Präsidenschaft Rafael Correas, der ebenfalls Mitglied der Partei Allianza País war.

Nachdem Sebi wieder nach Deutschland gereist war, kam schon das Osterwochenende, weshalb wir den Donnerstag und den Freitag frei bekamen. Gemeinsam mit meiner Mitfreiwilligen Isa fuhr ich nach Guayaquil. Joni, ebenfalls Freiwilliger, kam am nächsten Tag dazu. Wir schauten uns die Stadt an und waren positiv überrascht, denn Guayaquil kam uns gar nicht so hässlich vor, wie wir bisher immer gehört hatten. Wir fuhren weiter nach Canoa an den Strand und verbrachten dort entspannt das Wochendene. Da wir am Sonntag zurückreisen wollten, mussten wir ins nahe gelegene Städtchen Bahía de Caraquez fahren. Schön war die Stadt nicht. Es schien, als sei seit dem Erdbeben vom April 2016 die Zeit stehen geblieben. Zusammengefallene Hochhäuser, der Schutt unberührt auf der Straße. Als wir dort waren, war seit dem Erdbeben genau ein Jahr vergangen.

Isa und ich an der Strandpromenade von Guayaquil, im Hintergrund das Künstlerviertel Las Peñas

Las Peñas

Las Peñas

Blick von einem Aussichtspunkt auf Guayaquil und den Rio Guayas

Isa, Joni und ich in Guayaquil

Canoa

Canoa

Bahía de Caraquez

Bahía de Caraquez - sichtbare Spuren des Erdbebens vom April 2016

Bahía de Caraquez

Am nächsten Tag, als ich wieder in Ambato war und von der Schule heimkam, fragte mich meine Gastmutter, ob ich das Erdbeben gespürt hätte. Es hatte ein recht starkes Beben (6,1) in der Stadt Macas im Oriente gegeben, das man wohl noch in Ambato gespürt hatte. Ich selbst hatte aber nichts bemerkt.
Meine Gastmutter hatte mir etwas von dem typischen Osteressen "Fanesca" übrig gelassen, ein Gericht, das aus einem Duzent verschiedener Getreide und Hülsenfrüchten zubereitet wird und normalerweise mit Fisch serviert wird. Zum Nachtisch gab es eingekochte Feigen mit selbstgemachtem Honig und Käse, ebenfalls eine typisch ecuadorianische Speise.
Ostern wird hier anders gefeiert als bei uns in Deutschland. Allgemein wird auch eher von der "Semana Santa" (heilige Woche) als von "Pacuas" (Ostern) gesprochen. Der Osterhase bzw. das verschenken von Geschenken und das Suchen von Ostereiern ist hier nicht weit verbreitet. Am Karfreitag ziehen unglaublich viele Menschen durch die Straßen, vornean transportieren sie das Jesuskreuz. Von Ambato beispielsweise gab es einen Umzug nach Baños zu einer Messe (40 km), weshalb die Straße den halben Tag lang gesperrt wurde, und damit der komplette Verkehr zwischen Ambato und Baños lahmgelegt wurde.

Fanesca (rechts) und zum Nachtisch Feigen (links)


Auf der Arbeit fühle ich mich nach wie vor wohl. Meine Aufgaben haben sich kaum verändert aber ich merke wie ich mit der Zeit sicherer und selbstbewusster damit umgehe. Mir ist aber auch klar geworden, dass ein Jahr zu kurz ist, um den Kindern richtig etwas beizubringen, zumal der Lernprozess bei Kindern mit Behinderung um einiges langsamer ist als bei gesunden Kindern. Trotzdem bin ich stolz, dass ein paar Schüler nun ihre Schuhe binden können, sich selbst an- und ausziehen können oder wissen, wie man die Teller abwäscht.

 Viele Grüße aus Ecuador!

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